3.4.2 Umgang mit Konflikten
Auszug aus dem Fachbuch: Praxisbuch Kindergarten
Psychomotorische Förderung
von Renate Zimmer
„Bei Kindern, die den Kindergarten besuchen, befindet sich der Aufbau der Sozialentwicklung noch in den Anfängen. Ihre egozentrische Perspektive - sie erleben sich als Mittelpunkt der Welt, um den sich alles dreht - hindert sie daran, sich in die Rolle anderer hineinzuversetzen. So fällt es ihnen z.B. schwer, nachzuempfinden, wie ein Kind fühlt, dass bei einem Spiel ausgeschlossen wird oder beim Spiel zu zweit keinen Partner findet. Nur wenn sie selber von einer solchen Situation betroffen sind, können sie außerordentlich empfindsam darauf reagieren“.
Das Erlernen eines positiven Umgangs mit Konflikten ist ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Spiels. Dies zu üben ist eines unserer Ziele. Hierbei ist es uns wichtig, die Kinder zu beobachten und zu begleiten. Wir signalisieren den Kindern durch unser Verhalten, dass wir ihre Konflikte und ihren Ärger/Wut auf den Anderen ernst nehmen. Denn auch Streiten will gelernt sein und bedeutet das Einhalten von Regeln.
Eine dieser Regeln ist es, Konflikte verbal, das heißt mit Worten und Kompromissen zu lösen. Wir möchten den Kindern deutlich machen, dass wir, egal wer den Konflikt begonnen hat, erst einmal unparteiisch zuhören um gemeinsam mit den betroffenen Kindern nach den Ursachen zu forschen und sich dabei Zeit nehmen. Zusammen mit den Kindern eine Lösungsmöglichkeit zu erarbeiten, ist das Ziel. Wir versuchen den Kindern deutlich machen, welche Konsequenzen das eigene Handeln in Auseinandersetzungen auf andere und sich selbst haben kann. Den Kindern wird die Möglichkeit gegeben Fehlverhalten zu erkennen und daraus Rückschlüsse für weiteres Handeln zu ziehen. Ziel der Konfliktlösung ist es, dass die Kinder lernen, sich selbst und andere Kinder mit Bedürfnissen wertzuschätzen.
Auf Grund der kognitiven, sprachlichen und altersbedingten Entwicklung der Kinder unter drei Jahren, werden dort Konflikte überwiegend auf der körperlichen Ebene ausgetragen (beißen, kratzen, schreien)
Die Kindertageseinrichtung ist Lernfeld für eine Vielfalt an Konflikten mit individuellen Problemlösungen.
Dieses Vorgehen ist möglich auf der Grundlage des gegenseitigen Vertrauens. Beobachten die Erzieher*innen die Entstehung eines Konfliktes greifen sie bei einer Eskalation ein, sorgen für eine Unterbrechung der Situation und nehmen in oben beschriebener Weise die Rolle eines steuernden Moderators ein. Um den Kindern einen geschützten Raum, die Zeit und die Möglichkeit zu geben eine Lösung des Konfliktes zu finden.
„Gerade klare Menschen, sind ein schönes Ziel …“ diese Textzeile aus dem Lied „Sind so kleine Hände“ von Bettina Wegener beschreibt ein großes Ziel mit einfachen Worten. Dazu gehört, dass wir uns Zeit nehmen und den Kindern Zeit geben verbunden mit dem geschützten Raum. Das Ziel ist also die Entwicklung der Kinder verbunden mit Vertrauen und Zutrauen zu ihnen. Dieses Ziel erreichen wir aber nur, wenn es uns gelingt eine gute Verbindung zu knüpfen zu Kind – Eltern – Erzieher, denn nur, wenn wir in einem guten Kontakt sind, ist Platz für Entwicklung.
Alles zusammen sind dies große Worte. Doch woran erkennen wir, dass wir auf diesem Weg sind? Dazu sollen uns einzelne Zielmarken leiten, die wir uns im Alltag immer wieder bewusstmachen.
Eines unserer Ziele ist die Förderung der Selbstständigkeit. Dieses erreichen wir, indem wir den Kindern Raum und Zeit für Selbstbetätigung und Eigenaktivität geben.
Durch ein vielfältiges Angebot an Möglichkeiten werden die Kinder zum Handeln herausgefordert. Spielmaterial und neue Situationen schaffen Bereiche, in denen die Kinder alleine oder gemeinsam mit anderen tätig sind.
Die Kinder lernen ihre Bedürfnisse zu äußern und eigene Entscheidungen zu treffen. Sie bekommen ein positives Selbstwertgefühl, wenn wir ihnen Vertrauen und Geborgenheit entgegenbringen. Das bedeutet, ihnen auch Dinge zuzutrauen und sie selbstbestimmt handeln zu lassen.
Innerhalb der Selbstständigkeitserziehung soll ein partnerschaftliches, gewaltfreies und gleichberechtigtes Miteinander erlernt werden, dies unterstützen auch unsere Regeln und Grenzen.
Unser Ziel ist es, die Kinder in ihrer gegenwärtigen Lebenssituation zu begleiten. Wir bieten ihnen die Möglichkeit, Zusammenhänge zu erkennen und geben ihnen damit die Hilfe zur selbstständigen Bewältigung künftiger Lebenssituationen.
Gleichzeitig wollen wir die Lage unserer Einrichtung neben dem „Waldorfer Schulwald“ nutzen, um die Kinder nicht nur das sozial Miteinander erleben zu lassen, sondern dass wir Menschen Teil der Natur sind. Dazu wollen wir mit den Kindern immer wieder hinaus in die nahe Umgebung gehen.
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